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                  Eine OECD-Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass Deutschland einige der größten Un-
                  gleichheiten bei Programmen für kontinuierliches Lernen aufweist. Benachteiligte
                  Gruppen, d. h. erwachsene Lernende, Niedriglohnempfänger*innen und Arbeitneh-
                  mer*innen in kleinen und mittelständischen Unternehmen, haben die niedrigsten Teil-

                  nahmequoten. Dies ist das Ergebnis finanzieller und zeitlicher Beschränkungen und
                  nicht flexibler Lernmöglichkeiten. Aus diesem Grund sollte sich Deutschland auf die
                  Schaffung flexiblerer Lernmöglichkeiten für diese Gruppen konzentrieren, um die Teil-
                  nahmequoten zu erhöhen.

                  2.2.3  VERSCHIEDENE  WEITERBILDUNGSPROGRAMME  UND  NETZWERKE

                  FÜR LEHRKRÄFTE
                  Ein PISA-Bericht der OECD aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass Deutschland beim Zu-
                  gang zu digitaler Fortbildung im Bildungsbereich Defizite aufweist. Deutschland liegt
                  auf Platz 76 von 78 Ländern was den Zugang zu angemessener digitaler Lehrkräftefort-
                  bildung angeht, nur Ungarn und Japan liegen dahinter. Dieses Ranking basiert auf den
                  Einschätzungen  von  Schulleiter*innen,  die  angeben,  dass  nur  40  %  der  deutschen
                  Schüler*innen  Schulen  besuchen,  an  denen  die  digitale  Aus-  und  Weiterbildung  der
                  Lehrkräfte angemessen professionell ist. Um hier Abhilfe zu schaffen, haben Bund und
                  Länder gemeinsam die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ ins Leben gerufen, um die
                  Lehrkräfteausbildung  zu  stärken und  mehr  Lehrkräfte zu  gewinnen.  Konkret  gibt  es
                  zwei Fonds für die Digitalisierung von Lehrkräften und Lehrkräften für berufliche Schu-
                  len.  Vor  allem  seit  dem  Jahr 2020  ist  die  Digitalisierung  ein  wichtiges  Thema  in  der
                  Lehrkräfteausbildung, und es werden verschiedene Projekte gefördert, um zusätzliche
                  Schulungen anzubieten.

                  Dennoch  sind die  staatlichen  Weiterbildungsprogramme aufgrund  komplexer  staatli-
                  cher Strukturen und der Schwierigkeit, auf Bundes- und Landesebene zu koordinieren
                  und zu  kooperieren,  immer noch  begrenzt.  Infolgedessen  wird  in  Deutschland  mehr
                  Unterstützung  durch  private  Unternehmen  geleistet.  Eine  Studie  des  Robert-Bosch-
                  Instituts  ergab,  dass  die  Bundesländer  nur  173  €  pro  Lehrkraft  und  Jahr  ausgeben,
                  während private Unternehmen im Durchschnitt 423-561 € pro Mitarbeiter*in und Jahr
                  für die Weiterbildung aufwenden. Dies beweist, dass der Zugang deutscher Lehrkräfte
                  zu Weiterbildungsmöglichkeiten sehr unterschiedlich ist, obwohl dies als notwendige
                  Investition betont wird. Neben dem privaten Sektor bieten in Deutschland auch meh-
                  rere gemeinnützige Organisationen Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrende an; dabei
                  handelt es sich um Programme, die sich auf Themen wie digitale Pädagogik, informelle
                  Lernprogramme und integrative Lernformen konzentrieren.

                  2.2.4. UNERFÜLLTE BEDÜRFNISSE
                  Eine Studie der DAK in Deutschland (11/2020) zeigt, dass jeder vierte Kursleiter regel-
                  mäßig emotional erschöpft ist und Burnout-Symptome zeigt. Es wird festgestellt, dass
                  die Pandemie unsere Lehrkräfte belastet und es nicht viel Raum für Experimente gibt,
                  was die Qualität des Fernunterrichts einschränkt. Dies verdeutlicht den ungedeckten
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