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                  Deshalb  waren  die  meisten  Lehrkräfte,  als  sie  mit  dem  Online-Unterricht  beginnen
                  mussten,  mit  den  Lernressourcen,  die  den  Lernenden  zur  Verfügung  standen,  nicht
                  zufrieden und sahen die Notwendigkeit, neue digitale Ressourcen zu nutzen, um die
                  Inhalte an den Online-Unterricht anzupassen und die Motivation und das Engagement
                  der Lernenden zu steigern.

                  Die  einzige  Möglichkeit  für  die  Lehrkräfte,  sich  an  die  neue  Online-Unterrichtsform
                  anzupassen, waren die von ihrer Arbeitseinrichtung organisierten Einführungsschulun-
                  gen, die zu diesem Zeitpunkt als sehr umfassend empfunden wurden, da sie viele neue
                  Informationen enthielten und sie sich überfordert fühlten. Alle betonten, dass sie un-
                  glaublich  viel  Zeit  aufwenden  mussten,  um  zu  lernen,  wie  man  die  neuen  digitalen
                  Werkzeuge nutzt, wie man sie in den Fernunterricht integriert und wie man selbst digi-
                  tale Inhalte für die Durchführung der Kurse erstellt.

                  3.3.2 GEGENSEITIGE UNTERSTÜTZUNG DURCH PEER-LEARNING
                  Daher bestand die größte Herausforderung darin, die Funktionen der neuen Werkzeu-
                  ge, die ihnen vorgestellt wurden, selbst zu erlernen, und dieser Teil beinhaltete den
                  Prozess  der  Entwicklung  neuer  digitaler  Technologiefähigkeiten,  aber  auch  Präzision
                  und  Organisation  beim  Anbieten  von  technischen  Erläuterungen  für  Lernende.  Was
                  die Methoden betrifft, die sie zum Erlernen dieser Fähigkeiten nutzten, so taten sie
                  dies, abgesehen von der Lehrerfortbildung, die sie besuchten, alle auf ähnliche Weise,
                  indem sie Videotutorials und Lehrerforen durchsuchten. Bemerkenswert an unseren
                  Ergebnissen ist, dass alle Lehrkräfte darin übereinstimmten, dass die beste Hilfe, die
                  sie bekamen, darin bestand, mit den Kolleg*innen zu sprechen und von ihnen Hilfe zu
                  bekommen,  was  ihr  Selbstvertrauen  stärkte  und  ihnen  ein  stärkeres  Gefühl  der  Zu-
                  sammengehörigkeit gab. Alle befragten Lehrkräfte hatten eine gute bis sehr gute Ein-
                  stellung zu neuen Technologien und zeigten eine starke positive Einstellung und den
                  Wunsch, digitale Fähigkeiten zu nutzen und zu entwickeln.

                  DIGITALE WERKZEUGE UND UMGEDREHTES LERNEN IN DER ENTWICKLUNG
                  Die  Recherchen  zeigen,  dass  alle  befragten  Lehrkräfte  mit  einigen  pädagogisch-
                  didaktischen Methoden wie dem umgekehrten Unterricht, auch bekannt als „Flipped
                  Learning“ oder „Blended Learning“, nicht vertraut waren, oder dass sie zwar von dem
                  Konzept gehört hatten, es aber nicht in ihrem persönlichen Unterricht oder später in
                  ihrem Online-Unterricht einsetzten. Dies zeigt, dass es den Lehrkräften an der Fähig-
                  keit fehlte, die Lernenden zu motivieren und zum autonomen Lernen zu bewegen, und
                  dass sie nicht über die notwendigen Mittel verfügten, um diese Methodik zu integrie-
                  ren, als sie mit Online-Unterricht konfrontiert waren.
                  Wir müssen erwähnen, dass in der Erwachsenenbildung die meisten Teilnehmenden
                  von Sprachkursen zum Beispiel deshalb zu den Kursen kommen, weil sie nicht alleine
                  lernen können oder ihnen die Motivation fehlt, eine Sprache selbstständig zu lernen,
                  daher ist es verständlich, dass vor der COVID-19-Pandemie kein so dringender Bedarf
                  oder Interesse an der Flipped-Classroom-Methode bestand.
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